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Mein Jahr 2017

Ein weiteres Jahr ist vergangen. 2017 neigt sich dem Ende zu und gerade jetzt ist es wieder unumgänglich, auf das Jahr zurück zu blicken. Genau das habe ich heute getan, auch wenn dies eher unfreiwillig geschah. 

Meine Mutter und ich saßen vor dem Tannenbaum, ein paar Süßigkeiten standen vor uns. Und dort, in diesem besinnlichen Augenblick, fiel uns auf, wie schwer dieses Jahr war, wie wunderbar, wie kurz. „Dein Jahr war sehr durchzogen von guten und schlechten Dingen“, waren die Worte meiner Mutter und sie hatte Recht. Sie hatte mit diesen Worten mehr Recht, als ihr in diesem Moment bewusst war.

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Mein Jahr ist durchzogen von guten und schlechten Momenten, wie jedes andere auch, aber gerade in diesem Jahr fallen mir vor allem die „schlechten“ Momente auf. Ja, die Anführungszeichen sind Absicht, doch dazu später.
Ich habe in diesem Jahr viele Menschen kennengelernt, verloren und wieder gefunden. Ich habe wieder Kontakt zu einer meiner ältesten Freundinnen, ich habe das Verhältnis zu meiner Familie verbessern können, ich kann wieder mit einer wundervollen Arbeitskollegin zusammen arbeiten, nachdem ich sie im letzten Jahr schon kennen- und lieben gelernt habe. Ich habe eine wundervolle neue Arbeitskollegin, die auch in der Woche Abends vorbei kommt oder mit mir raus geht und im Schnee tanzt, obwohl ihre weiße Weihnacht eher einem weißen Sandstrand und Palmen entsprechen würden. Ich schätze diese wundervollen Dinge, die mir 2017 gebracht haben, aber sie wären nie ohne ein paar der anderen Momente passiert, die es im Leben auch gibt. Rückschläge, Berge, die es zu erklimmen gibt und davon hatte ich dieses Jahr auch mehrere.
Im Juli des Jahres brach für mich eine kurze Zeit die Welt zusammen. Das hört sich jetzt vielleicht dramatisch an, aber das war es auch für mich. Mein Ex-Freund und ich trennten uns. Meine erste Liebe, meine erste Wohnung, das Gefühl, bei jemanden zu Hause zu sein. Futsch. Es war abzusehen, irgendwie. Jetzt, fast 6 Monate später, kann ich sagen, dass es eine Frage der Zeit war, aber es brach mir das Herz. Mein Kopf wusste, dass es die richtige Entscheidung war, aber mein Herz wollte das nicht so richtig annehmen. Mein Leben machte eine 180° Wendung. Ich musste wieder bei meinen Eltern einziehen, in der Wohnung wollte ich keine Sekunde länger bleiben. Innerhalb von einer Woche waren meine Sachen aus der Wohnung geschafft. Es war die richtige Entscheidung, definitiv und ich bereue sie nicht, aber es war ein schwerer Schritt, vor allem als ich ihm 12 Tage später schon wieder in die Augen blicken musste, da wir unsere Zeugnisse bekamen. Aber es war wie ein Abschied, mein Herz verabschiedete sich.
Danach schmiss ich mein Leben um, kündigte meinen gerade erst angenommenen Job, da ich mich in der Kita absolut nicht wohlfühlte und mir immer öfter die Frage durch den Kopf zog ‚Habe ich die Stelle nur angenommen, weil sie in unser Lebenskonzept passte‘? Ich kündigte also, fand eine neue Einrichtung, in der ich mich meistens sehr wohl fühle.
Am 01.10.17 zog ich außerdem in meine erste eigene Wohnung. Für mich alleine, meine eigene Wohlfühl-Oase. Und hier sitze ich nun und denke über mein vergangenes Jahr nach, über das was ich gelernt habe, wodurch ich gelitten habe und was ich daraus mitnehmen durfte.
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  1. Beziehungen können kaputt gehen, aber es können Freundschaften entstehen.
Das werdet ihr mir jetzt nicht glauben, oder ihr werdet es irgendwie erklären wollen, aber dieses Jahr habe ich gelernt, dass mein Ex-Freund tatsächlich ein noch coolerer Kumpel sein kann. Schon zum Ende unserer Beziehung war es eher eine Freundschaft. Wir haben auch nach der Trennung noch geredet und einfach gesagt, dass wir einander ja immer noch Vertrauen und nur weil die Gefühle nicht mehr so stimmten, hieße das ja nicht, dass wir einander nicht mehr wertschätzen könnten. Also versuchten wir es. Und ich muss sagen: Ich habe vielleicht keine Beziehung mehr, aber ich habe eine Freundschaft hinzugewonnen, die ich nicht missen möchte.
  1. Mach dich nicht für andere klein!
Ich habe mich im ersten halben Jahr dieses Jahres gehen lassen, ich habe nichts mehr für mich getan, für meine Gefühle, für meine innere Ruhe. Ich habe nichts mehr für mich unternommen, mich nur noch eben in diese Beziehung gestürzt und das war mein größter Fehler. Ich habe mich ein Stück weit aufgegeben, habe Dinge nicht mehr getan, die ich geliebt habe. Nun, mit einer neu gewonnenen Freiheit und einem neuen Motivationsschub, sind mir wieder Dinge in den Sinn gekommen, die ich unbedingt weiter machen oder auch neu erlernen möchte. Ich möchte endlich endlich endlich wieder Gitarre spielen, so wie ich es früher gemacht habe. Mit einer Leidenschaft, mit dem Traum, immer besser zu werden und das nur, weil ich es möchte und nicht, weil ich dadurch jemanden gefalle. Ich möchte diesen Blog endlich richtig leben lassen, weil ich das Schreiben liebe, weil ich gerne recherchiere und Geschichten erzähle. Ich möchte lesen, am liebsten jeden Tag und zwar den ganzen Tag und die Nacht hindurch, weil Bücher mich in Welten mitnehmen und mir Geschichten erzählen, in die ich gerne hineingezogen werde. Ich möchte Sport machen – Kung Fu um genau zu sein. In dieser kleinen Stadt, in der ich wohne, gibt es einen Verein und ich möchte diese Kampfsportart schon seit 10 Jahren ausprobieren. Ich möchte generell mehr Sport machen, mehr für mich und meine Gesundheit tun. Es gibt so viele Dinge, die ich lernen und lieben lernen möchte und ich habe alle Zeit der Welt.
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  1. Bei der Freundschaft kommt es auf die Qualität an, nicht die Quantität
In diesem Jahr habe ich eine Freundschaft verloren oder vielleicht auch beendet, weil ich mich ausgenutzt fühlte und nur weil man sich öfter sah als früher, hieß das nicht, dass man sich dadurch besser fühlte. Aber ich habe Menschen (wieder-)gefunden, die ich vielleicht nicht oft sehe, aber dafür immer in meinem Herzen trage. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und wiederbelebt und ich bin so unendlich dankbar für die Menschen, die mir immer zur Seite gestanden haben, die mir gesagt haben, wie stolz sie auf mich sind und mich nicht allein gelassen haben.

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  1. Sag die Wahrheit, auch wenn es vielleicht schmerzhaft ist.
Hätte ich nicht das gesagt, was ich fühle, würde ich vielleicht heute noch in dieser Beziehung festsitzen, Abends heulend meine Mutter anrufen und nicht mehr wissen, ob das alles so richtig ist. Ich habe dieses Jahr gelernt, dass es wichtig ist, dass auszusprechen, was einem auf der Seele liegt, denn umso länger es dort liegt, desto schwerer wird es. Und diese Worte, die unausgesprochen auf der Seele liegen, erdrücken dich, sie nehmen dir die Luft zum Atmen und den Raum, um klare Gedanken zu fassen. Wenn du etwas willst, sprich es aus und wenn du etwas nicht willst, schrei es hinaus, sodass es alle hören können. Ich habe dies gelernt, auch wenn es manchmal schmerzhaft war, aber ich bin noch längst nicht am Ende dieses Lernprozesses.
Und zum Ende des Jahres muss ich ehrlich sagen: Danke. Danke, für jede Lektion, die ich gelernt habe. Danke, für jedes aufbauende Wort, für jeden Abend, an dem ich nicht alleine sein musste. Danke, für die Hindernisse und Steine, die mir in den Weg geworfen wurden. Einfach Danke. Ohne all diese Dinge würde ich nicht hier sitzen und diesen Beitrag schreiben. Ich kann jetzt von mir behaupten, dass ich mein Jahr, trotz der vielen Hürden, stärker gemacht hat. Ich würde es nicht als schlechtes Jahr ansehen, sondern vielleicht eher als befreiendes Jahr. Ich bin stolz darauf, dieses Jahr so gemeistert zu haben, wie ich es getan habe, auch wenn vielleicht nicht jeder Schritt klug oder weise war. Aber ich habe mir meinen eigenen Weg geebnet und hoffe, dass es im nächsten Jahr so weiter geht.
Ich bin so bereit für 2018. 

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